Saarbrücker Zeitung

 

Erschienen: 30.10.1991 / SZ (mdr)

 

Gustav Regler - in Merzig neu zu lesen

 

An der Wand des Treppenaufgangs ist er zu lesen, der ungewöhnlichste Text, den zur Zeit eine saarländische Buchhandlung bietet: Im vergrößerten Faksimile ein handschriftlicher Lebenslauf Gustav Reglers. Der Schriftsteller beantragt darin zum Ausgleich der Nachteile, die ihm die Flucht vor Hitler und die lange Emigration gebracht haben, eine Rente. Daß sie ihm nach demütigender Wartezeit in relativ geringer Höhe gewährte wurde, daran erinnerte in Reglers Heimatstadt Merzig Annemay Regler-Repplinger, als sie die neu gestalteten Räume des jetzt 107 Jahre alten Unternehmens Regler eröffnete.

Nicht nur des bekannten Namens wegen war das mehr als eine übliche Geschäftserweiterung. Die Wandgestaltung, die bei Lukas Kramer, einem der Kunstpreisträger der Stadt Saarbrücken, in Auftrag gegeben worden war, ist ein bemerkenswertes Bekenntnis zum kulturellen Auftrag. Drei Manuskriptblätter des 1963 gestorbenen Gustav Regler werden durch zwei wandgroße Collagen flankiert, auf denen Kramer die Bücherverbrennung durch die Nazis im Jahre 1933 symbolisiert. Kulturbewußtsein einer Stadt schließlich auch in den Worten des stellvertretenden Bürgermeisters. Welche Bedeutung der gute Name Regler für Merzig hat, hob er hervor: Als Haus der Bücher schon traditionell, aber nach dieser Erweiterung nun auch als Anregung für andere Unternehmer, die noch freie Baufläche zu nutzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto : Achiv Regler